Mariengymnasium Feierliche Zeugnisübergabe an 67 Abiturienten in der Stadtkirche – Schulleiter: „Kein Abi light“

Willensstärke und Stressresistenz bescheinigt

  JEVER/WAN Allen Widrigkeiten zum Trotz wurden die Zeugnisse für das Abitur 2021 des Mariengymnasiums zu Jever an diesem Donnerstag mit einer großen Feierstunde ausgegeben. Als schon traditioneller Gastgeber freute sich Pastor Torsten Harland in der Stadtkirche zur Begrüßung: „So schön – so viele Menschen hier!“

 Womit er wie die folgenden Redner die Belastungen der Corona-Krise ansprach. Wozu Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck aber unmissverständlich klarstellte, dass es deshalb nicht etwa ein „Abi light“ geworden sei: „Eher im Gegenteil.“ Und eine der besonderen Herausforderungen räumte in ihrem Grußwort gleich eingangs die stellvertretende Landrätin Marianne Kaiser-Fuchs ein, das Hin und Her an Erlassen und Verordnungen, die die Schulleitung oft quasi über Nacht umzusetzen hatte.

 Diesen echten Corona-Jahrgang gelte es besonders zu würdigen, betonte dann Bürgermeister Jan Edo Albers, der vor genau 25 Jahren hier selbst sein MG-Abitur feiern durfte. Renate Janßen-Niemann vom Verein der Ehemaligen des MG bescheinigte den Absolventen, dass sie mit unbändigem Willen wie die Schweiz bei der EM über Weltmeister Frankreich triumphiert und den Weg zu ihrer Europameisterschaft geebnet hätten.

 Katja Fahle und Annette Muschallik bescheinigten den Abiturienten seitens des Schulelternrats hohe Stressresistenz und gaben ihnen eine Art Kalenderspruch mit: „Man sollte viel öfter mal einen Mut-Ausbruch haben.“ Und dann starteten Schulleiter Ploeger-Lobeck und Oberstufenkoordinatorin Kati Finke ein Rededuett mit 18 Seiten Manuskript. Aber – das war so geistreich, locker und witzig, dass kein Wort zu viel erschien.

 Da überboten sie sich beim sogenannten Quartett mit Schüler-Höchstleistungen und bescheinigten ihren Schützlingen eine Meisterschaft im Finden von Lösungen angesichts immer neuer Widerstände. Dabei sei dieser Jahrgang durch die Pandemie wie keiner je zuvor in Mitleidenschaft gezogen worden, denn ihr normales Schülerleben wurde praktisch komplett abgesagt: kein Sport, keine Freizeitangebote, keine Exkursionen und Arbeitsgemeinschaften und kaum soziale Kontakte bei trotzdem hohen schulischen Ansprüchen. Dem seien sie mit viel Kreativität, Geduld und Entschlossenheit begegnet.

 Nach einem großen Dank auch für das Mitziehen der Eltern und einem philosophischen Ausflug zum Thema Lebensglück betonte Kati Finke den Unterschied, den das Abitur als Meilenstein im jungen Leben ausmacht: „Sie sollten – nun dürfen Sie wollen!“ Wie gut das Schüler-Lehrer-Verhältnis war, unterstrich Marc Luhr in seiner Abiturientenrede. Sie hätten stets gespürt, wie sehr es nicht nur ihr Anliegen sondern auch das ihrer Lehrer gewesen sei, das Ziel zu erreichen.

 Riesenbeifall folgte dann auf sein hohes Lob für die Schulsekretärinnen Edith Klostermann und Brigitte Eilers und ihre Tutoren. Aber ebenso auch auf die Ankündigung, dass es ganz kurzfristig gelungen sei, doch noch für den Freitagabend einen zünftigen Abi-Ball in der Wittmunder „Residenz“ zu arrangieren.

 Bevor die Zeugnisse ausgegeben wurden, erfolgte mit „Bridge over troubled Waters“ (Simon & Garfunkel) von einem Abiturientenquartett mit Musiklehrerin Frauke Harland der für diesen Corona-Jahrgang absolut passende Musikbeitrag. Und es gab abschließend noch einmal etwas zum Staunen, denn unter den 68 diesjährigen Abiturienten waren gleich 21 mit einer 1 vor dem Komma. Das Spitzenquartett Clemens Beisenherz (1,0), Luise Sluiter, Sarah Becker und Kareshan Mayurathan (alle 1,2) wurde besonders gewürdigt. Neben einigen anderen mit Stipendien bedachten Schülern wurden Beisenherz sowie Jonas Evers für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen.

Autor: Wolfgang A. Niemann

MARIENGYMNASIUM Großartige Leistung: Publikum begeistert vom neuen Stücke der Musical-AG

AM ENDE SIND SIE FAST ALLE VERRÜCKT

 JEVER/WAN Alles war an diesem Mittwoch anders als bei den 17 bisherigen Inszenierungen der Musical-AG des Mariengymnasiums zu Jever unter Leitung von Jens Marnowsky. Nur eines nicht: Begeisterung pur bei der Premiere im Theater am Dannhalm.

 Corona hatte dazu geführt, dass nur unter sehr erschwerten Bedingungen geprobt werden konnte, und bis vor kurzem war noch offen, ob man überhaupt würde drinnen spielen können. Und Regisseur Marnowsky hatte „Haltestelle Geister“ coronamäßig um zu hautnahe Szenen und berührungsintensive Choreographie-Einlagen gekürzt.

 Dennoch entfaltete das postmoderne Theaterstück, das in voller Pracht bereits 2007 in der Aula des MG für Furore sorgte, einen hinreißenden Charme. Das begann schon vor dem beeindruckenden Bühnenbild einer U-Bahnhaltestelle, als sich auf deren zentraler Rundbank die angebliche außerirdische Prinzessin Tallulah (Anrike Hering) herumdrückte. Alsbald wird sie mal vom Imbissinhaber – Philipp Tran als herrlich kauziger Fritten-Galan – umgarnt, mal von Dealer Rico aufgesucht.

 Der treibt immer wieder sein Unwesen, doch es sei gleich vorweg gesagt: dieses absurde Stück hat keine echte Handlung. Als roter Faden ziehen sich stattdessen wenig harmonische Beziehungsgeflechte und vor allem ein dunkler Todesengel so durch das Geschehen, dass zum Finale hin quasi alle Akteure entweder verrückt oder tot oder beides sind.

 Da rauben Straßenmädchen einen älteren Herrn aus, dessen Absichten nicht ganz sauber erscheinen. Da geistert ein sehr alter Mann umher, der seit 19 Jahren seine Frau vermisst, aber nicht sagen kann, wie sie aussieht. Und dann wäre da noch der Herr, der eine per Internet kontaktierte Frau sucht und frustriert auf immer neue Ablehnung stößt.

 Zu den stärksten Szenen aber gehören die Streitereien zwischen dem Opernfreund und seiner aufgetussten Gattin (Jane Fischer, Lea Weihrauch). Sie brauchen keinen Anlass für wild bewegte Zusammenstöße der frivolen Art. Doch auch bei anderen Dialogen wird es zuweilen rüde und sexuell aufgeladen, dabei hat Jens Marnowsky den heftigen Originaltext bereits „entschärft“. Die Akteure aber, unter ihnen etliche frischgebackene Abiturienten, spielten mit viel Spielfreude auf und das galt auch für die von Meic Stephan einstudierten Choreografien.

 Immer wieder gab es Musikeinlagen bis hin zu Rap und Opernarie, bei denen sowohl die Schulband wie auch die Sänger überzeugten. Bis das Ganze ebenso schräg philosophisch wie schwarzhumorig ins morbide Finale führte. Der Todesengel hatte inzwischen allen Figuren seinen Stempel auf die Stirn gedrückt und für surreale Missverständnisse sorgte bei all dem ein Obdachloser, der alle Toten verstehen kann, nur geben seine Übersetzungen das Gesagte nicht immer so ganz richtig wieder.

 Als dann schließlich die immer wieder mal über die Bühne tappernde blinde Frau „Hallo?“ ruft, ist die Bühne leer und das Stück aus. Und das – ebenfalls coronagemäß reduzierte – Publikum springt auf zu großem Beifall für eine unter diesen Umständen großartige Leistung. – Die nächsten Aufführungen folgen nun heute sowie am 10., 12. und 13. Juli jeweils um 19.30 Uhr.   

Autor: Wolfgang A. Niemann