Jubiläum Mariengymnasium feiert 450-jähriges Bestehen

Festakt in Stadtkirche – Ehemaligenverein überreicht Spende

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BM Jan Edo Albers und Renate Janßen-Niemann vom Verein der Ehemaligen überreichen dem Schulleiter einen Spendenscheck über 1000 Euro

 JEVER/WAN Die Namensgeberin des Mariengymnasiums wäre sicher glücklich, dass ihr Erbe so gut verwaltet wird, stellte Landrat Sven Ambrosy zur Eröffnung des Festaktes zum 450-jährigen Jubiläums an diesem Samstag in der jeverschen Stadtkirche fest.

 Als oberster Vertreter des Landkreises Friesland, seit 1954 Träger der Schule, betonte Ambrosy: „Meine Amtsvorgängerin hob sich revolutionär ab von den Herrschern ihrer Zeit, denn statt Kriege zu führen, schloss sie Bündnisse und investierte in Deiche, die Gerichtsbarkeit und eben Bildung.“

 Wenn sich dann bis heute so viele Ehemalige des MG immer noch zugehörig fühlen, dann müsse die Schule wohl ziemlich vieles richtig gemacht haben. Im Übrigen spreche es für die hervorragende Zusammenarbeit, dass sich Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck so zufrieden mit dem Schulträger zeige. Was der in seiner Festrede bestätigte, wogegen er augenzwinkernd erklärte, dass er als gebürtiger Ostfriese aus bekannten historischen Gründen nichts zu Fräulein Maria sagen wolle.

 Ploeger-Lobeck nannte auch Zahlen. So habe das MG sein jetziges Domizil erst im Jahr 1900 bezogen und die Schule sei in den 80er Jahren mit 1500 Schülern zeitweise das größte Gymnasium landesweit gewesen. Da gab es einmal sogar 184 Abiturienten in einem Jahrgang.

 Und nachdem vor der Festrede bereits Georg von der Vring als Person besungen und auch seine erst kürzlich wiederentdeckte „Hymne auf Europa“ musikalisch vorgetragen worden war, würdigte Ploeger-Lobeck diesen einstigen Lehrer des MG, der sich vor rund 100 Jahren als aufrechter Demokrat gegen frühe rechtsradikale Umtriebe im Kollegium wehren musste. Wobei er am Verfassungstag 1927 mit einer Rede pro Weimarer Republik und gegen Krieg besonders viel Unmut erntete.

 Stolz schilderte der Schulleiter aber auch die Aufarbeitung der Geschichte der Juden in Jever in den 80er Jahren durch MG-Schüler, angeleitet von ihrem Lehrer Hartmut Peters. Es sei zudem bewegend, wie Schüler in der Gegenwart bei direkten Begegnungen mit Nachfahren dieser Juden sensibel damit umgingen. Und wieder sei es Peters, dem dabei große Verdienste zukämen, woraufhin der als Ehrengast des Festaktes Sonderbeifall erhielt.

 Unter Hinweis auf die vielen sonstigen Aktivitäten am MG, schloss Ploeger-Lobeck mit den Worten: „Schule ist nicht nur ein Lernort.“ Und um den einmal mehr mit einer Spende zu stärken, überreichten dann Renate Janßen-Niemann und Jan Edo Albers einen Scheck über 1000 Euro vom Verein der Ehemaligen. Was Albers zugleich mit den Glückwünschen als Bürgermeister der Stadt verband, die sehr stolz auf „ihre“ Schule sei.

 Die größten Komplimente des Tages aber überbrachte Dr. Heike Roy, die für das MG zuständige Dezernentin beim Landesamt für Schule und Bildung in Osnabrück. Was am MG schulisch und außerschulisch praktiziert werde, sei „etwas Grandioses“ sagte sie. Da sei nicht nur die Projektwoche zum Jubiläum sonders vieles mehr vorbildhaft und Fräulein Maria wäre gewiss stolz auf das, was aus ihrer Schulgründung von 1573 gemacht worden sei.

 Vom Stolz, am Mariengymnasium Schüler oder Ehemaliger zu sein, sprachen auch Katja Fahle und Annette Muschalik vom Schulelternrat sowie Lina Diederichs und Tjorben Höfer von der Schülerselbstverwaltung. Da wurden die frechen Spitzen im abschließenden „Jubiläums-Song“ der Jubiläumsband dann schmunzelnd beklatscht.

Autor: Wolfgang A. Niemann

Auftritt: Hans-Wilhelm Müller Wohlfahrt zu Gast in Jever

Ehemaliger Schüler des Mariengymnasiums

Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt erzählt locker, spannend und druckreif  

  JEVER/WAN Dieser Stargast sorgte am Samstag für ein restlos ausgebuchtes Theater am Dannhalm in Jever: Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der wohl berühmteste Sportmediziner nicht nur deutschlandweit.

 Dieser „Mull“, wie ihn seine ehemaligen Klassenkameraden damals im Mariengymnasium nannten, feierte quasi parallel zum 450-jährigen Jubiläum des MG sein 60-jähriges Abitur. Martin Schadewald vom Förderverein des MG hatte den Auftritt des in München praktizierenden Arztes organisiert und der Verein der Ehemaligen hatte ihn mit einer Spende unterstützt.

 Lässig aber konzentriert, wie man den langjährigen Mannschaftsarzt des FC Bayern München und der Nationalmannschaft kennt, schilderte „Mull“ erst einmal seine Jugend. Die er als traumhaft bezeichnete. Obwohl er nicht nur „nicht ganz konform“ mit den Lehrern fast von der Schule geflogen wäre. Und zweimal ist er sitzengeblieben, nicht nur wegen Latein sondern auch wegen Religion, und das, wo sein Vater doch Pastor in Leerhafe bei Wittmund war.

 Der sei zwar streng aber auch gütig gewesen und schrieb ihm sogar nächstens Lateinarbeiten. Vor allem aber habe er von ihm auch die Disziplin gelernt, die ein Leben lang wichtig sein sollte. Glückliche Fügungen sorgten dann für seinen Aufstieg: dass er trotz grottenschlechtem Abitur überhaupt Medizin studieren konnte und wie er ohne Chance plötzlich Mannschaftsarzt erst bei Hertha BSC und bald schon bei den Bayern wurde.

 Im Gespräch mit Gerhard Schick von der Produktionsfirma „Lichtblick“, die derzeit einen Film über Müller-Wohlfahrt dreht, kam dann seine spezielle Fähigkeit zur Sprache. Sein bald weltweiter Erfolg nicht nur bei Ballsportlern beruhte entscheidend darauf, dass er Verletzungen mit seinen Händen ertastete. Dass das eine besondere Gabe sei, die man nicht einfach erlernen kann, sei ihm erst viel später bewusst geworden.

 Dazu schildert er spannende Ereignisse und manche Anekdoten mit Sportstars, die ihn immer wieder und noch heute ad hoc in die Ferne rufen: „Ich habe in den letzten beiden Wochen an einem Tag fünf Weltmeister und zwei Vizeweltmeister aus verschiedenen Ländern betreut.“ Und besonders gern erzählt er von Wunderläufer Usain Bolt, für den er immer zum „Wunderdoktor“ wurde.

 So bei Olympia 2016 in Brasilien, wo der jamaikanische Sprinter völlig verspannt war. In einem schmuddeligen Hinterzimmer habe er ihm dann Nadeln tief in den Rücken gesetzt. „You met the point“ konstatierte Bolt, gewann drei Goldmedaillen und widmete sie Müller-Wohlfahrt.

 Immer wieder betonte der Orthopäde die Leidenschaft, mit der er seinen Beruf ausübt. Und noch heute mit seinen 81 Jahren – die man ihm überhaupt nicht ansieht – zwölf Stunden am Tag arbeitet. Er ist dankbar für die glücklichen Fügungen seines Lebens, über die er irgendwie noch heute staunt.

 Und so fit wie ein Turnschuh, wie er sichtbar ist, hat er noch nie ans Aufhören gedacht. Stattdessen steht für ihn als nächstes Olympia 2024 an und „der Doc“ hat schon Räume in Paris gebucht. Nach diesen 90 fesselnden Minuten war das Publikum dann so begeistert, dass es zu stehenden Ovationen aufsprang.    

Autor: Wolfgang A. Niemann