‚Ehemalige persönlich‘ – Vortrag im Mariengymnasium

Der Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever e. V. setzt seine Veranstaltungsreihe „Ehemalige persönlich“ fort. Nachdem unser Mitglied Prof. Dipl.-Ing. Klaus Trojan in der letzten Sommerausgabe unserer Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ ein Interview gegeben hatte, steht er jetzt für zwei Vortragsveranstaltungen zur Verfügung.
Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Nah am Wasser“ findet statt am Mittwoch, den 14. März 2012 ab 19.30 Uhr (Aula des Mariengymnasiums. Der Eintritt ist frei.). Am darauffolgenden Vormittag folgt ein weiterer Vortrag für Oberstufenschüler.
Der ausgewiesene Experte Prof. Dipl.-Ing. Klaus Trojan ist als Architekt und Städtebauer deutschlandweit erfolgreicher Preisträger bei großen Projekten des Städtebaus (z. B. HafenCity Hamburg, Überseestadt Bremen, Stuttgart 21). Er war Lehrstuhlinhaber an der Universität Hannover und arbeitet heute im eigenen Büro in Darmstadt. Im Jahr 1963 bestand er die Abiturprüfung am Mariengymnasium. Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen.

Autor : Matthias Bollmeyer

Schulpädagogische Ideen für einen Degen

Zum wiederholten Mal konnte jetzt die Bibliothek des Mariengymnasiums Jever mit ihren herausragenden, bis ins 15. Jahrhundert zurückreichenden Buchbeständen zur Erforschung eines Sachverhalts der Frühen Neuzeit beitragen. Aus der intensiven Auswertung des ersten schulpädagogischen Programms der jeverschen Lateinschule aus den Jahren 1717/18 sowie diverser Personalschriften des Barockzeitalters konnte der Latinist und Frühneuzeitforscher Dr. des. Matthias Bollmeyer aus Jever, zu dessen Forschungsschwerpunkten neben Gelegenheitsschriften noch Humanismusforschung, historisches Buchwesen, biographisch-bibliographische Studien und Gelehrtenkultur gehören, das Lebensbild und die pädagogische Prägung des aus Zerbst stammenden Theologen und Schulmanns Gottfried Victor Moehring rekonstruieren.
Moehring wurde im Jahr 1681 geboren, besuchte das Francisceum in Zerbst und studierte an der Universität Wittenberg, an der er anschließend bis zum Jahr 1708 als Dozent arbeitete. Im Herbst 1708 wurde er als neunter Rektor an die jeversche Lateinschule berufen, anschließend zunächst im Jahr 1729 auf die Pfarrstelle nach Wüppels und bereits im Jahr 1734 auf die Pfarrstelle nach Neuende im heutigen Wilhelmshaven versetzt. Dort verstarb er im Sommer des Jahres 1750.
Das erwähnte Schulprogramm, in dem Moehring eine Bewertung des Wissens und des schulischen Unterrichts vornimmt, ist nur in zwei Exemplaren aus der Bibliothek des Mariengymnasiums bekannt, von denen eines das persönlich unterzeichnete Widmungsexemplar Moehrings an den jeverschen Drosten Fürst Johann Ludwig II. von Anhalt-Zerbst ist. In Verbindung mit Archivalien im Staatsarchiv Oldenburg konnte Bollmeyer jetzt nachweisen, dass Moehring mit seiner Schrift nicht nur schulpädagogische Ziele verfolgen, sondern auch eine ganz persönliche Bitte durchsetzen wollte: Die Widmung sollte seinen Antrag positiv beeinflussen, als Schulleiter in Jever entgegen der Verfügung in den älteren Schulgesetzen öffentlich einen Degen tragen zu dürfen.
In den Sammelbänden mit Gelegenheitsschriften sind diverse Werke erhalten, die Moehring zu verschiedenen Anlässen von Verwandten, Freunden und Kollegen als literarische Gaben gewidmet werden. Die Glückwunschgedichte zu seiner Hochzeit mit Sophia Katharina Toepken aus Kniphausen sind nach derzeitigem Kenntnisstand als unica nur in der Bibliothek des Mariengymnasiums bekannt, und alle zehn Drucke mit Abschiedsgedichten zu Moehrings Abreise aus Wittenberg nach Jever sind gemeinsam nur in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar belegt – aber immerhin acht dieser Drucke befinden sich daneben nur noch in Jever.
Neben diesen heute sehr raren einzelnen Drucken besitzt die Bibliothek des Mariengymnasiums weitere Werke des ehemaligen Rektors. Hervorzuheben ist darunter noch besonders der repräsentative Sammelband mit Trauerschriften anlässlich des Todes der Fürstin Friederike von Anhalt-Zerbst im Jahr 1709, der heute aus herrschaftlichem Besitz recht weit verbreitet und beispielsweise auch in Berlin, Gotha und Wolfenbüttel vorhanden ist.
Eine intensive biographische Auswertung diverser Textzeugnisse ist im Dezember 2011 von Dr. des. Matthias Bollmeyer aus Jever im Oldenburger Jahrbuch 2011 veröffentlicht worden.