Verein der Ehemaligen feiert im Jubiläumsjahr der Schule sein 75-jähriges Bestehen“

Hein Bredendiek – hier an seinem 90. Geburtstag als Schirmherr einer Literaturveranstaltung – war vor 75 Jahren Wiederbegründer des Ehemaligenvereins

  JEVER/WAN Wenn das Mariengymnasium zu Jever 2023 sein 450-jähriges Jubiläum feiert, dann bringt sich wie schon bei vorherigen Jubiläen auch der „Verein der Ehemaligen“ organisatorisch und mit finanzieller Unterstützung mit ein.

 Das hat eine lange Tradition, denn schon vor 100 Jahren zum 350-Jährigen engagierte sich der Vorläuferverein „Vereinigung ehemaliger Schüler“. Der sich allerdings bereits 1926 wieder auflöste. Doch es gibt ja den Nachfolgeverein und auch der feiert jetzt ein Jubiläum, denn im Jahr 1948 war es Karl-Heinz „Hein“ Bredendiek, seinerzeit Lehrer am MG, der den Ehemaligenverein im Jubiläumsjahr seiner Schule wiederbelebte.

 Bredendiek war selbst einst Schüler und Abiturient in seiner Geburtstadt gewesen und zum 425-jährigen Geburtstag des MG fungierte der inzwischen längst auch als Dichter, Schriftsteller und Maler bekannte Ehrenbürger Jevers im Mai 1998 beim „Abend der Begegnung“ im Schützenhof mit inzwischen 91 Jahren als doppelter Vortragsredner: zum Jubiläum seiner Schule und zum 50-jährigen Bestehen des Vereins.

 Der vielleicht außergewöhnlichste Teilnehmer an den Jubiläumsfeiern zum 450-Jährigen im Laufe dieses Jubiläumsjahres 2023 aber dürfte Enno Schönbohm sein.

Enno Schönbohm erlebt diesmal das 4. MG-Jubiliäum

Der mittlerweile 88-Jährige hat nämlich gleich vier Jubiläen des Mariengymnasiums miterlebt. Beim ersten Mal im Jahre 1948 war er noch selbst Schüler und wurde ebenso Augenzeuge des Schauspiels „Antigone“, das als Festhöhepunkt aufgeführt wurde, wie 1973, als das Stück erneut die Feierlichkeiten krönte. 1973 war er dann beim Fest engagiert und das jetzt als Lehrer für Deutsch und Geschichte an seiner alten „Penne“.

 Aber auch als Mitglied des „Vereins der ehemaligen Schüler des Mariengymnasiums“, wie der Verein damals noch hieß, und dessen 1. Vorsitzender er 1974 für 21 Jahre werden sollte. In seinen Erinnerungen erwähnte Schönbohm im Übrigen einen Umstand, der nach heutigen Kenntnissen einen Wortbruch wiedergibt. 

 Seine Eltern mussten für ihn Schulgeld entrichten, damit er das MG überhaupt besuchen durfte, und das waren in der frühen Nachkriegszeit immerhin 240 DM im Jahr. Wie Dr. Karl Hoyer in der Festschrift zum 350-jährigen Bestehen des Gymnasiums im Jahr 1923 jedoch unmissverständlich aus dem Originaltext des Testaments von Fräulein Maria erläutert, sollte „die Jugend ihres Landes unentgeltlich unterrichtet werden“.

Sportarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt spricht am 1. September vor den Schülern

 Wenn der Ehemaligenverein sich aber 2023 wieder engagiert einbringt, dann werden nicht nur zahlreiche Mitglieder aus aller Welt anreisen – 1998 sogar aus Australien und Brasilien – es gibt auch einen besonderen Vortragsredner: mit dem Sportarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Abi-Jahrgang 1963, kommt dann der wohl berühmteste lebende Ehemalige des Mariengymnasiums an seine „alte Penne“ und spricht zu den Schülern. 

Autor: Wolfgang A. Niemann

   

 HÖHERE SCHULE FÜR UNENTGELTLICHEN UNTERRICHT

der Altbau des MG an der Terrasse 1 – am 6.8.1900 eingeweiht

Geschichte „Mariengymnasium feiert 450-jähriges Bestehen – Fräulein Maria verfügt Gründung 1573 per Testament“

  JEVER/WAN Ein in dieser Form gar nicht beabsichtigtes Testament wurde 1573 zum Ausgangspunkt für die Gründung der Provinzialschule, die wir heute als Mariengymnasiums zu Jever kennen.

 Fräulein Maria, die Regentin des Jeverlandes, wollte nach schweren Erkrankungen im damals hohen Alter von 72  Jahren ihre Nachfolge regeln, da sie eheund kinderlos geblieben war. In einem Schreiben an Herzog Alba, den seinerzeitigen Statthalter von Kaiser Karl V. in den Spanischen Niederlanden, teilte sie diesem am 25. März 1573 ihren Entschluss mit, dass Graf Johann von Oldenburg als Erbe eingesetzt werden sollte.

 Wegen der immer wieder übergriffigen ostfriesischen Grafen hatte sich „Maria, Geborene Erbtochter und Freiin zu Jever, Rüstringen, Ostringen und Wangerlandt“ bekanntlich 1532 kaiserlichem Schutz unterworfen. Statthalter Alba war nun zwar gnädig und antwortete bereits innerhalb von zwei Wochen, allerdings forderte er ein offizielles Testament.  

 In dieses floss nun bei der Abfassung am 22. April 1573 auch die Anordnung, eine Höhere Schule in Jever zu einzurichten, „an der fünf Kehrer, davon zwei artium magistri, angestellt werden sollen“. Zweck dieser Lehranstalt sollte sein, die Jugend ihres Landes unentgeltlich zu unterrichten. Die Kosten seien durch die Einkünfte aus ihren Gütern zu decken.

 Die Echtheit des Testaments bekundeten sieben Zeugen mit ihren Siegeln sowie der kaiserliche Notar Laurenz Michaelis. Noch im selben Jahr wurde ein Schulbetrieb unter dem Rektor Heinrich Frey aufgenommen, vermutlich im Hauses dieses vormaligen 2. Predigers aus Waddewarden. Erst 1593 gab es mit dem Haus Kirchplatz 3 ein eigenes Schulgebäude, dem dann ab 1818 das Böselagersche Haus in der Drostenstraße folgte.

 Bevor es jedoch im Jahr 1900 den großen Sprung der Provinzialoder Lateinschule zum Mariengymnasium in der heutigen Ausformung gab, prägten bereits wichtige Änderungen seine Entwicklung. So wurde 1820 die Reifeprüfung eingeführt, die allerdings erst ab 1868 generell nach neun Jahren erfolgte. Und das „Oldenburgische Staatliche Mariengymnasium in Jever“ wurde 1849 durch das Oldenburgische Staatsgrundgesetz säkularisiert.

 Und schließlich der Beginn des 20. Jahrhunderts und das MG: Da vermeldete das „Jeversche Wochenblatt“ für den 6. August 1900 um 10 Uhr die offizielle Einweihung des „neuen Gymnasiums“ in der schuleigenen Aula. Damit bezog das MG sein Domizil im heutigen Altgebäude Terrasse 1. Eingeladen hatten zu diesem Festakt im Übrigen  der Direktor und das Lehrerkollegium sowie die „Vereinigung ehemaliger Schüler“.

 Dieser Ehemaligenverein, der sich bereits 1926 wieder auflöste, war dann 1923 mit involviert, als das Mariengymnasium unter Leitung von Direktor Wilhelm Schwarz sein 350-jähriges Bestehen feierte. Davon zeugt insbesondere eine überlieferte Festschrift, die einerseits das Testament Fräulein Marias ausführlich erläutert und andererseits auf Ephoren, Lehrer und Abiturienten des MG eingeht. Überliefert ist aber auch, dass als festlicher Höhepunkt das Schauspiel „Antigone“ von Sophokles aufgeführt wurde.

 Genau dieser Schauspielklassiker sollte dann aber am 15. September 1948 erneut die Feiern zum nunmehr 375. Geburtstag des MG im Concerthaus am Alten Markt krönen. Feierlicher Höhepunkt zum 400-jährigen Jubiläum des mittlerweile in der Trägerschaft des Landkreises Friesland stehenden MG war im Jahr 1973 dann Joseph Haydns „Schöpfung“ durch den Schulchor unter Leitung des renommierten Kirchenmusikdirektors und Musiklehrers des MG Günter Maurischat. 

 Auch das Mariengymnasium ging in moderne Zeiten, hatte zwischendurch Anfang der 80er Jahre bis zu 1500 Schüler und feierte schließlich 1998 mit Schulleiterin Dorothe Levin sein 425-Jähriges nicht mit Klassikern sondern einem überschäumenden Musical aus Eigenproduktion: „Die wundersame Reise des Professor Ambronsius“ war ein solcher Riesenerfolg, dass künftig fast alljährlich neue Musical-Inszenierungen erfolgten.

 2023 steht nun das Jubiläum zum 450-jährigen Bestehen des Mariengymasium bevor und das wird wieder ganz anders gefeiert – wovon noch zu berichten sein wird.

Ausriss aus dem JW vom August 1900 – Einladung zur Eröffnung des „neuen Gymnasiums“

Deckblatt der Festschrift zum Jubiläum vor 100 Jahren

Autor: Wolfgang A. Niemann