Ein bisschen wie Rühmanns Feuerzangenbowle

das Hauptgebäude des MG, der historische Trakt

GESCHICHTE Warum 22 Männer vor 75 Jahren ihr Abitur in Jever zweimal machen mussten

JEVER/WAN An sich ist das Abitur ja eine einmalige Angelegenheit, mit der die Absolventen die „Allgemeine Hochschulreife“ erlangen. Vor 75 Jahren jedoch gab es am Mariengymnasium zu Jever 22 jungen Männer, die gewissermaßen ein doppeltes Abitur ablegten.

 Bis auf ein paar internierte Soldaten oder Vertriebene handelte es sich um den jeverschen Jahrgang 1926. Diese Schüler hatte die Wehrmacht kriegsbedingt im März 1943 als Flakhelfer zum Fliegerhorst Upjever abkommandiert. Anfangs gab es dort auch noch etwas Unterricht, da die jungen Männer jedoch bald schon als viel wichtiger für die Erringung des Endsiegs erachtet wurden, erhielten sie auf Grundlage einer entsprechenden Verordnung von 1940 das sogenannte Notabitur und den Marschbefehl.

 Wie Oswalt Andrae (1926-1997) zum Goldenen Abitur vor 25 Jahren als Betroffener süffisant schilderte, sollte sich das mit der Hochschulreife als eine Illusion herausstellen: „Das Soldatenleben pflegte im Allgemeinen nicht nur Hebung des geistigen Niveaus eines Menschen beizutragen. Da außerdem die Schulbildung der Kriegsabiturienten recht lückenhaft war,…. entschlossen sich die Hochschulen 1945, die sogenannten Reifevermerke ohne Prüfung nicht mehr anzuerkennen.“

 Um die an dieser Misere ja schuldlosen jungen Männer nicht im Regen stehen zu lassen, lud man sie zu einem halbjährigen Kursus ein, um die für das Abitur erforderlichen Kenntnisse doch noch zu erwerben. Immerhin wollte man den „Kriegsveteranen“ aber nicht das volle Programm aufnötigen und beließ es bei den Fächern Deutsch, Latein, Englisch, Mathematik und Physik.

 Um den wieder anlaufenden Schulbetrieb im MG, das während der Kriegsjahre bekanntlich als Lazarett genutzt worden war, nicht durch solche erwachsenen Schüler zu stören, fand der Unterricht ab dem 24. Oktober in einem Privathaus an der Schlachte statt. Wie klug diese Regelung war, unterstreicht dazu ein Kommentar von Oswalt Andraes Klassenkamerad Ingo Gralfs: „Es war erstaunlich, wie junge Männer, die die schrecklichsten Kriegswirren durchlebt hatten, auf der Schulbank wieder in die alte Pennälerhaltung zurückfielen.“

 Tatsächlich gibt es manche Anekdoten über kleine Flegeleien, Zigarettenqualm in der Klasse und Veräppelungen von Lehrern. Die übrigens durchweg Spitznamen bei den Schülern hatten: Direktorlein (Oberstudiendirektor Gerwin), Hein Uhl (OstD Dr. Uhlmann), Klassenlehrer Buffi (Studienrat Schmertmann), Traumulus (StR Dr. Niermeyer), Pük (StR Dr. Andrée) und Pips (StR Krüger).

 Am 1. April 1946 war es dann wirklich kein Aprilscherz, dass alle 22 ihr nunmehr einschließlich einer Prüfung erworbenes vollwertiges Reifezeugnis erhielten. Und es ist überliefert, dass aus allen „etwas geworden“ ist. Ingo Gralfs zum Beispiel machte eine Karriere bis hin zum Senatspräsidenten beim OLG Celle und Oswalt Andrae wurde als Dichter und Schriftsteller weit über seine Heimat hinaus berühmt.

Autor: Wolfgang A. Niemann

Neue Virtrinen für Mariengymnasium

BILDUNG Verein der Ehemaligen tagte

JEVER/WAN Aus der coronabedingten Not machte der „Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever e.V.“ eine Tugend. Am Freitag führte der Verein seine Jahreshauptversammlung als Hybridveranstaltung per Videokonferenz durch.

 Da die weit über 500 Mitglieder ohnehin quasi weltweit verstreut sind, hatte das den Vorteil, dass diesmal einige von weit her teilnahmen. Unter ihnen konnte die Vereinsvorsitzende Renate Janßen-Niemann mit Antje Naujoks sogar ein Mitglied aus Beer Sheva in der israelischen Negevwüste begrüßen.

 Der Jahresbericht zeigte, dass durch die Pandemie für die Ehemaligen zwei Veranstaltungen weggebrochen waren. So musste der Abend mit Walter Joshua Pannbacker aus der Reihe „Ehemalige persönlich“ entfallen und schmerzlich vermisst wurde auch das beliebte Alumni-Treffen von jungen und nicht so jungen Ehemaligen nach Weihnachten im Mariengymnasium.

 Einhellig befürwortet wurde bei den alljährlichen Spenden für Schulzwecke ein Betrag von 2000 Euro. Dazu erläuterte der ebenfalls zugeschaltete Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck die eine Hälfte des Betrages für den Bereich Musical AG. Deren Choreograf Meik Stephan habe für das letztjährige Stück vollen Einsatz gebracht und dann musste es pandemiebedingt abgesagt werden. Auch für dieses Jahr sei eine Aufführung fraglich.

 Der Choreograf werde üblicherweise aus den Einnahmen bezahlt, die aber nicht zustande kamen. Aus dem Schuletat sei ein Honorar jedoch nicht statthaft, andererseits könne man ihn schlecht „für lau“ arbeiten lassen. Nun sollen sich die Ehemaligen und die beiden anderen Fördervereine des MG die Entlohnung teilen.

 Als Signal zum Einplanen wurden zudem 1000 Euro für ausgeleuchtete Vitrinen im naturwissenschaftlichen Trakt bewilligt, die aber vermutlich erst 2022 aufgestellt werden können. In ihnen sollen wertvolle Tierpräparate und ähnliches ausgestellt werden, die bei den derzeitigen Renovierungsarbeiten wiederentdeckt wurden.

 Bei seinen Schilderungen aus dem Schulleben in Corona-Zeiten konnte Schulleiter Ploeger-Lobeck davon berichten, wie gut dem MG die Umstellung auf den digitalen Betrieb gelungen ist (die WZ berichtete). Es herrsche allgemeine Zufriedenheit bei allen Betroffenen. Belastungen gebe es am ehesten von außen, wenn zum Beispiel die Landesschulbehörde per Mail Schnell- bzw. Selbsttest anordne und das mit 30 Seiten Anleitung dazu.

 Abschließend wurde Antje Naujoks für ein Buchgeschenk gedankt, das sie der Bibliothek des MG gemacht hatte. Es ist ihre mittlerweile 15. Übersetzung aus dem Hebräischen und diesmal ging es um Pater Ernst Schmitz‘ Werk „Das Heilige Land zu Beginn des 20. Jahrhunderts“. Der Geistliche und Zoologe hatte darin auch über Ulrich Jasper Seetzen geschrieben, den berühmten Orientforscher aus Jever. Dieser einstige Abiturient des MG sei im Übrigen noch immer sehr präsent vor Ort und Antje Naujoks, die seit vielen Jahren in der Wüstenstadt lebt, schaut sogar von ihrem Balkon auf den Ort, wo Seetzen 1807 kurz geweilt hat.          

Autor: Wolfgang A. Niemann

Abitur unter besonderen Vorzeichen

FOTO: Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck über die Schulter geschaut: eines der typischen Unterrichtsmodule, die im digitalen Unterricht über IServ laufen      

  JEVER/WAN Im Jahr 2020 hatte es wegen der Umstellung von G 12 auf G 13 gar kein Abitur am Mariengymnasium zu Jever gegeben. Dafür wird das Abitur 2021 nun um so spezieller, denn die Coronakrise lässt auch an dieser Schule keinen Normalbetrieb zu.

 Dennoch erklären Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck und seine Stellvertreterin Katrin Finke optimistisch, dass die aktuelle Q2 ein hervorragender Jahrgang sei, der nach Ostern mit den Abi-Klausuren beginnen und am 14. Juni seine Noten bekommen werde. Ihr Optimismus begründet sich auf zahlreichen Maßnahmen, mit denen man sich mit Erfolg den besonderen Bedingungen angepasst hat.

 70 Schüler umfasst die Q2 und nur fünf von ihnen haben sich aus verschiedenen triftigen Gründen für das Home-Schooling entschieden. Mit ihnen hält man den nötigen Kontakt per Videokonferenz einschließlich Konferenzmikrofonen und der Unterricht laufe problemlos. Die übrigen Schüler aber genießen außergewöhnliche Raumbedingungen, denn da ja alle anderen fast 1000 Schüler derzeit im Home-Schooling sind, stehen diesen 65 für ihren Präsenzunterricht sämtliche Räume des MG zur Verfügung.

 Da gibt es keinerlei Probleme mit dem Abstand, wenn sich zum Beispiel eine Gruppe für ein bestimmtes Fach gleich in einem ganzen Kunstsaal verteilen kann. Lediglich für die Lehrkräfte bedeutet das zuweilen einiges an „Wanderschaft“ zwischen den Klassen. Die Zusammenarbeit im aktuellen Abi-Jahrgang sei hervorragend, zum Anderen komme diese Q2 in besonderem Maße in den Genuss der Betreuung durch sämtliche betroffenen Lehrkräfte, da keiner von ihnen durch Klassenfahrten oder Lehrerfortbildungen abwesend sei.

 Eine Besonderheit für das Abitur 2021 gilt im Übrigen für ganz Niedersachsen: die zentralen Aufgabenstellungen eröffnen diesmal Auswahlmöglichkeiten. Während sonst auch die Kurslehrer die Aufgaben erst am Klausurmorgen erfahren, gibt es ausnahmsweise für Arbeitsbereiche, die nicht genügend behandelt werden konnten, Alternativvorschläge.

 Einziger kleiner Wermutstropfen für das MG ist die auffallend geringe Zahl angehender Abiturienten in diesem Jahr. Da habe es aus verschiedenen Gründen leider einen kleinen Aderlass im letzten Jahr gegeben. So sei das Fehlen einer Informatikklasse ein wichtiger Grund gewesen, aber auch einige andere ungünstige Konstellationen. Da habe vor allem das Gymnasium der BBS mit seinem deutlich anderen System von Wahlmöglichkeiten gelockt, erläuterte Schulleiter Ploeger-Lobeck dazu.

 Inzwischen habe das MG da jedoch an einigen wichtigen Stellschrauben gedreht und erwarte bei den nächsten Abi-Jahrgängen wieder die gewohnten Zahlen von 100 plus. Ansonsten aber hat das Gymnasium die Krise bisher bestens in den Griff bekommen und da halfen auch Maßnahmen, die bereits vor Corona erfolgten. So erfolgt der digitale Unterricht über Videokonferenzen und mit Aufgabenmodulen für das jetzt nahezu komplette Home-Schooling über das IServ-System.

 Das schuleigene IServ-Team im Kollegium hatte schon vor Corona die Fortbildungstage wegen des wegfallenden Abiturs zur Ausbildung genutzt und längst ist die jetzige Nutzung bei Lehrern wie Schülern zum Normalfall geworden. Der Server stehe übrigens im Haus und da Iserv kein offener Kanal sei, haben auch Dritte keinen Zugang. Alle Schüler seien zudem ausreichend technisch ausgerüstet, wobei 40 von ihnen mit Leihgeräten über den Landkreis Friesland versorgt wurden.

 Abschließend drückt nun Katrin Finke, die turnusmäßig den Abi-Vorsitz hat, der Q2 die Daumen für ein gutes Gelingen. Und dass die Abiturienten weder auf die am 1. Juli in der Stadtkirche geplante Zeugnisausgabe noch auf die obligatorische Abi-Fete verzichten müssen.

Autor: Wolfang A. Niemann

Einladung zur Jahreshauptversammlung

Einladung zur Jahreshauptversammlung am Freitag, dem 19. März 2021, um 19 Uhr. In diesem Jahr das erste Mal als öffentliche online-Video-Konferenz. Hierzu sind alle Mitglieder und Gäste herzlichst willkommen.

Hier können Sie teilnehmen: https://www.gotomeet.me/VdE-MGJ 

Bitte verwenden Sie unbedingt ihren echten Namen.

Tagesordnung 

1. Begrüßung 

2. Genehmigung des Protokolls 

3. Bericht der Vorsitzenden 

4. Bericht des Schatzmeisters 

5. Bericht der Rechnungsprüfer 

6. Entlastung des Schatzmeisters 

7. Entlastung des Vorstands 

8. Neuwahlen der Rechnungsprüfer

9.Vergabe der Fördermittel

10. Schule in Corona-Zeiten

11. Verschiedenes 

Renate Janßen-Niemann, Vorsitzende 

Eine Bibliothek, wie sie im Buche steht

 

Was steht drin im dicken Wälzer über die Geschichte der Bücherei des Mariengymnasiums

 JEVER/WAN Dieser Sonntag war ein historischer Tag für den Förderverein der Bibliothek des altehrwürdigen MG, denn er trat mit dem sogenannten Bibliotheksbuch „Die Bibliothek des Mariengymnasiums Jever – ein Kosmos für sich“ erstmals als Verleger auf.

 Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck konnte coronabedingt nur wenige Gäste im Foyer des Bibliothek begrüßen. Um so mehr freute er sich jedoch über dieses Kompendium, mit dem der Öffentlichkeit noch anschaulicher gezeigt werden könne, welche Bücherschätze hier versammelt sind. Gerade eine Bibliothek wie diese diene einschließlich ihres wissenschaftlichen Apparats als Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

 Herausgeber Hartmut Peters, der das hochwertige bibliophile Buch gemeinsam mit Hans-Jürgen Klitsch und Hartmut Kroll in dreijähriger intensiver Arbeit zusammengestellt hat, erläuterte das Projekt. Im Mai 2000 sei die neue Bibliothek fertiggestellt worden und von da an habe man all die alten unschätzbaren Folianten aus dem Keller geholt. Bevor sie jedoch in die Historische Abteilung eingestellt werden konnten, mussten sie in kostspieliger Arbeit erst einmal von Diplom-Bibliothekarin Heide Ilchmann restauriert werden.

 Da habe man „Bücherschätze am offenen Herzen“ seziert und vieles von diesem Altbestand habe nun Einzug in das Bibliotheksbuch gefunden. Nur dank Sponsoren und der Mitgliedsbeiträge des Fördervereins konnten die 31500 Euro für das Buchprojekt aufgebracht werden. Was im Übrigen die reinen Herstellungskosten sind, denn die 13 Autoren lieferten ihre Beiträge honorarfrei. Und das, obwohl manche Artikel sogar wissenschaftliches Neuland betreten, wie Hartmut Kroll als Schatzmeister des Fördervereins betonte.

 Bibliotheksleiterin Dr. Anja Belemann-Smit, die selbst mit mehreren Beiträgen vertreten ist, dankte denn auch ausdrücklich der Oldenburgischen Landschaft, der Kulturstiftung der LzO, der Dr-Falko-Oellrich-Stiftung, der Philipp-Orth-Stiftung, dem Hilfsverein für das Mariengymnasium von 1837 sowie der Jürgen-Ohmstede-Stiftung für ihre namhafte finanzielle Unterstützung.

 Ihr besonderer Dank galt bei der Vorstellung außerdem Jens Zander, der für das exzellente Layout des gesamten Buches verantwortlich zeichnet. Er erläuterte den hohen Aufwand, mit dem einige der historischen Illustrationen in der sehr hohen Auflösung des Originals 1:1 reproduziert wurden. Da empfehle sich beim Studieren die Verwendung einer Lupe für all die filigranen Details.

 Das Buch beginnt mit Hartmut Peters‘ großem Abriss zur Geschichte der Bibliothek. Des weiteren gibt es Artikel zu Folianten bis aus dem 15. Jahrhundert, aber auch zu namhaften Dichtern, die in der jüngeren Vergangenheit Spuren in Jever und gerade auch am Mariengymnasium hinterließen wie Georg von der Vring und Oswalt Andrae. Als kleines Schmankerl beim Artikel zu Ulrich Jasper Seetzens Brief aus Kairo von 1809 gibt es diesen in einem Faksimile des Originals beigefügt.

 Und schließlich nahm Hans-Jürgen Klitsch Bezug auf die aktuell grassierende Pandemie. Genau eine solche beschreibt er nämlich auch in seinem Beitrag über einen Bericht über die „Pest von Danzig“ im Jahr 1709, die unter anderem sogar den Rat enthält, bloß keinen Arzt aufzusuchen. Auch hierzu finden sich alte Bilder unter den 280 Abbildungen des Buches mit seinen 374 Seiten. Erhältlich ist es nun für 39 Euro in den hiesigen Buchhandlungen aber auch im Mariengymnasium selbst.   

Autor: Wolfgang A. Niemann

Bezug des Buches über Hartmut Kroll 

Telefon: 04461-3418 

E-Mail: hartmut.kroll@ewetel.net 

Einladung zur Jahreshauptversammlung 14.02.2020

Einladung zur Jahreshauptversammlung am Freitag, dem 14. Februar 2020, um 19 Uhr in der Mensa des Mariengymnasiums zu Jever

Tagesordnung

1. Begrüßung

2. Genehmigung des Protokolls

3. Bericht der Vorsitzenden

4. Bericht des Schatzmeisters 

5. Bericht der Rechnungsprüfer

6. Entlastung des Schatzmeisters

7. Entlastung des Vorstands

8. Wahl eines Rechnungsprüfers

9. Neues vom MG

10. Vergabe der Fördermittel

11. Jährliche Erscheinungsweise „Die alte Schulglocke“ 

12. Erhöhung des Mitgliedsbeitrages

13. Verschiedenes

Renate Janßen-Niemann, Vorsitzende

Ehemalige persönlich: Vortrag mit Hiltraud Casper-Hehne

Der Vereinsvorstand konnte unser Mitglied Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Hiltraud Casper-Hehne, Germanistin und Vizepräsidentin für Internationales an der Georg-August-Universität Göttingen, als Referentin gewinnen. Nachdem sie in der Sommerausgabe 2016 unserer Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ über ihren Werdegang und ihre Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ berichtet hatte, steht sie im März 2017 für zwei Vorträge zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Deutschland als Migrationsgesellschaft: Sprache als zentraler Schlüssel für Inklusion – Herausforderungen für Schule und Hochschule“ findet am Mittwoch, 1. März 2017, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Am nächsten Vormittag folgt ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule.

Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen finden Sie vor den Veranstaltungen unter www.ehemalige-mgjever.de.

Hiltraud Casper-Hehne studierte nach dem Abitur Germanistik, Geschichte und Anglistik für das gymnasiale Lehramt an der Technischen Universität Braunschweig und wurde 1986 mit einer Arbeit über die Sprache der bündischen Jugend und die deutsche Jugendbewegung in der Weimarer Republik promoviert. Darin klärte sie auf, wie die Jugendlichen vom Nationalsozialismus infiltriert waren und problemlos gleichgeschaltet werden konnten.

Bereits als Doktorandin arbeitete sie am Institut für Bauwirtschaft der Technischen Universität Braunschweig und kam über dort bearbeitete Bauprojekte für China in Kontakt mit der chinesischen Sprache, Kultur und Gesellschaft. Während der Zeit der ersten politischen Öffnung Chinas in den Jahren von 1986 bis 1988 arbeitete Hiltraud Casper-Hehne als Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Shanghai und war an der Ausbildung von Dolmetschern beteiligt. In dieser Zeit erlebte sie vor der Wende in der DDR in Shanghai auch ganz selbstverständlich das gemeinsame Leben von west- und ostdeutschen Studenten.

Mit dem Blick aus China auf die eigene Heimat entwickelte sich ihr Interesse an Fragen der Interkulturalität stetig weiter. Als Leiterin der Abteilung Deutsch als Fremdsprache in Braunschweig wurde Hiltraud Casper-Hehne mit einer Arbeit über interkulturelle deutsch-amerikanische Kommunikation habilitiert und anschließend im Jahr 2004 als Professorin an die Georg-August-Universität Göttingen berufen. Dort gründete sie mit fünf Mitarbeitern die Abteilung für Interkulturelle Germanistik.

Hiltraud Casper-Hehne hat in ihrer Abteilung einen deutsch-chinesischen Doppelstudiengang geschaffen und beschäftigt sich dort besonders mit Fragen der Interkulturalität in Bezug auf Deutsch als Fremdsprache, Interkulturelle Kompetenz und internationale Schreibkompetenz. In diesem Zusammenhang ist sie auch an Konzepten für Sprachförderung und Inklusion im Rahmen der Lehrerausbildung beteiligt.

Im Jahr 2009 wurde sie zur Vizepräsidentin für Internationales der Georg-August-Universität Göttingen gewählt. 2010 erhielt sie für Ihre Verdienste die Ehrendoktorwürde der Beijing Foreign Studies University und gehört seit 2014 dem Sachverständigenrat zur Entwicklung einer Chinastrategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an. Kürzlich war sie als Expertin zudem Mitglied in einer Delegation für eine China-Reise der niedersächsischen Landesregierung.

Autor: Dr. Matthias Bollmeyer