Christian-Heinrich-Wolke-Haus

JEVER/WAN Seit diesem Mittwoch trägt das sogenannte Lehrerhaus des Mariengymnasiums zu Jever die Bezeichnung „Christian-Heinrich-Wolke-Haus“. Nachdem auch andere Gebäude oder Abteilungen des Gymnasiums bereits nach ehemaligen Schülern mit besonderem Hintergrund benannt wurden, gilt diese Ehrung einer Persönlichkeit mit herausragender Bedeutung für das Bildungswesen.
Diese machte Dr. Anja Belemann-Smit am Vorabend mit einem Vortrag über das Wirken Wolkes vor zahlreichen Zuhörern im Foyer der Bibliothek deutlich. Für die legte er 1802 den Grundstein, als er der Jeverschen Provincial-Schule, wie das MG damals noch hieß, rund 250 Bände seiner privaten Büchersammlung schenkte, damit hier in der Obhut der Schule eine öffentliche Bibliothek für seine Geburtsstadt Jever errichtet werde. Christian Heinrich Wolke (1741-1825), der mit Kant und Goethe korrespondierte, war beseelt vom Geist der Auf-klärung, die im 18. Jahrhundert im Geiste der Vernunft anbrach. Zu der Utopie einer sich verbessernden Menschheit gehörten dabei bürgerliche Tugenden wie Disziplin und Fleiß. Für Philantropen wie Wolke hieß das aber auch, die Sozialisation der Kinder nicht weiter sich selbst zu überlassen sondern diese mit Verstand zu erziehen. In diesem Zusammenhang wurde er zum Assistenten des wegweisenden Pädagogen Johann Bernhard Basedow. Gemeinsam errichteten sie 1774 in Dessau das „Philantropin“, eine renommierte Bildungsanstalt, in der statt der sonst üblichen harten Zucht spielerisches Lernen und der Einsatz von lernförderndem Soielzeug wie Bauklötzen im Mittelpunkt standen. Wolke entwarf außerdem das „philantropische Denklehrzimmer“, das allerdings nie realisiert wurde. Nach einem Zerwürfnis mit dem schwierigen Basedow wechselte Wolke dann für etliche Jahre als Schuldirektor nach St. Petersburg an den Hof von Zarin Katharina II., seine Ideen der Philantropen konnte er dort jedoch nicht umsetzen. Als er 1801 nach Deutschland zurückkehrte, widmete er sich als Sprachtheoretiker unter anderem der Erziehung von Stummen, verfasste ein „Anleit zur deutschen Gesamtsprache“, plattdeutsche Kirchenlieder und vieles mehr. Die Referentin schloss mit mit dem Gesamteindruck Wolkes als einem liebevollen Pädagogen, der seiner Zeit voraus war. Zugleich wurde mit dieser Vortragsveranstaltung auch die Ausstellung einer großen Zahl der Werke aus der Wolke-Stiftung eröffnet. Diese kann nun bis Ende Juni jeweils mittwochs von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden.

Autor : Wolfgang A. Niemann

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