Ehemalige Persönlich: Gisela Kalow zeichnet am MG

Der Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums hatte in seiner Reihe „Ehemalige persönlich“ die Kinderbuchautorin und -zeichnerin Gisela Kalow zu Gast. Nach einem öffentlichen Vortrag am Mittwochabend sprach die gebürtige Jeveranerin gestern Vormittag in der gefüllten Aula vor den Schülern der Q1, zeichnete, erzählte Geschichten und las auch Märchen.  BILD: Cornelia Lüers

„Ohne Geschichten verhungert die Seele“
MARIENGYMNASIUM – Kinderbuchautorin Gisela Kalow im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ zu Gast

Gebürtige Jeveranerin berichtet Schülern der Q1 von ihren Erfahrungen und erzählt, wie ihre Bilder entstehen.
JEVER. (LIA) Sie ist Jeveranerin mit Herz und Seele. Obwohl sie seit 1970 in Oberursel im Taunus lebt, ist sie der Stadt eng verbunden. Grundschüler kennen sie von den Ratte-Remmer-Tagen und ihre Schlosstiere sind in vielen Haushalten zu finden – ob als Stoffpuppe, Hörbuch oder Kühlschrankmagnet.
Gisela Kalow ist regelmäßig in der Marienstadt zu Gast, erzählt aus ihrem schier endlos scheinenden Fundus an Geschichten, Märchen, Bilder-Erinnerungen. So auch gestern Vormittag, als die Kinderbuchautorin in der Aula des Mariengymnasiums im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ nicht nur einige ihrer Zeichnungen, Bilder und Bücher wie „Kati Mütze“ oder „Mondbärchen“ mitgebracht hatte, sondern auch selbst kurz skizzierte, wie aus einem Punkt und ein paar wirren Strichen ein zotteliges Wesen im Bett werden kann.
Mitgebracht hatte sie viele Geschichten, „denn wenn wir keine Geschichten hätten, würden wir seelisch verhungern“, ist sich die Illustratorin sicher. Für sie sei das ein besonderer Moment, hier zu stehen, denn bereits vor 56 Jahren habe sie hier in der Aula ein Gedicht vorgetragen, blickte Gisela Kalow, die seit Jahrzehnten freiberuflich arbeitet, auf ihre Schulzeit am Mariengymnasium zurück. In ihrer beruflichen Anfangszeit sei der Markt der Kinder- und Bilderbücher noch übersichtlich gewesen. „Heute gibt es jährlich 9000 Kinderbücher, und viele von ihnen verschwinden auch wieder vom Markt“, erklärte die Künstlerin, die dann kurz auf ihre Zeichnungen einging, die zum Beispiel gemeinsam mit den Schülern der Grundschule Harlinger Weg oder beim Kunstkarussell in Hooksiel entstanden sind. Jedes Bild anders, jedes ein Unikat, durch gemeinsam gemachte Gedanken oder Stimmungen beeinflusst. Ausgelebte Kreativität und Fantasie aus jungen Köpfen, optisch sichtbar gemacht und festgehalten durch Bleistift- oder Pinselstriche.
Immer wieder sind es die Begegnungen mit Menschen, die Gisela Kalows Schaffen beeinflussen. Ihr liegt es am Herzen, vor allem den Jüngeren etwas mitzugeben, aus ihrem „Schatz aus Menschenerfahrung“, von dem sie zehre. Und so holte sie aus einem kleinen goldenen Schatzkästlein zwei alte Märchenbücher hervor, die sie als junges Mädchen geschenkt bekommen hatte. Aus einem trug sie dann das kurze Märchen „Strohhalm, Kohle, Bohne“ (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm) vor – eine kleine Geschichte, eingebettet in einen Vormittag voller Geschichten.

Mehr Informationen unter: www.kuse-verlag.de
Mehr Informationen unter: www.ehemalige-mgjever.de

Quelle: Jeversches Wochenblatt vom 29.09.2017

JEVER/WAN Ulrich Jaspar Seetzen (1767-1811) war ein Wegbereiter der modernen Orientalistik. Im Wangerland geboren, wollte er nicht weniger, als vom Bauernsohn zum angesehenen Wissenschaftler werden.
Der Weg führte ihn von der Lateinschule in Jever und dem Medizinstudium in Göttingen schließlich auf eine jahrelange beschwerliche Reise in den Orient. Unter dem Titel „Wissensdurst und Forscherdrang. Zum 250. Geburtstag des friesischen Forschungsreisenden Ulrich Jasper Seetzen“ würdigt ihn nun das Schlossmuseum zu Jever mit einer großen Sonderausstellung und etlichen Veranstaltungen.
So wie die Oldenburgische Landschaft diese

Foto: v.l. Prof. Dr. Detlef Haberland (Uni Oldenburg), Gabriele Mesch (Geschäftsführerin Kulturstiftung der LzO), Museumsleiterin Prof. Dr. Antje Sander, Thomas Kossendey (Präsident Oldenburgische Landschaft)

Hommage an den „Humboldt aus Oldenburg“ – so nannte ihn deren Präsident Thomas Kossendey am Freitag bei der Eröffnung im Audienzsaal – neben anderen Geldgebern förderte, so hatte auch Seetzen seinerzeit viel Talent, sogenannte Drittmittel einzuwerben. Trotzdem sei es ein sehr beschwerliches Abenteuer gewesen, in solch unerschlossene Länder zu reisen sowie Briefe, Tagebücher und Sammelstücke von dort in die Heimat zu schicken.
Es sei nicht zuletzt das schon in dieser Epoche der Aufklärung legendäre Buch „1001 Nacht“ gewesen, das mit seinen Fantasiegeschichten in den Orient lockte. Seetzen aber sei wissenschaftlich akribisch an die Aufgabe herangegangen, indem er zuvor unter anderem Arabisch lernte und eine nüchterne Bestandsaufnahme vornahm. Museumsleiterin Professor Dr. Antje Sander wies auf die faszinierende Aufbruchzeit um 1800 von Forschern wie den Humboldt-Brüdern, dem Reiseforscher Friedrich Hornemann und eben Seetzen hin.
Neugierde und der allumfassende Blick auf die Welt gaben entscheidende Impulse und die Ausstellung zeigt auch ein erhellendes Zitat Seetzens aus dessen Reiseplan von 1802: „Durch Ehrbegierde und Sucht nach Kenntnissen angespornt, will ich das mir vorgesteckte Ziel erreichen oder im Laufe der Zeit zugrunde gehen.“ Professor Dr. Detlef Haberland von der Universität Oldenburg als herausragender Seetzen-Kenner bescheinigte dem Forscher eine Mischung aus Lerneifer, Zielstrebigkeit und auch Geltungssucht.
Schon in Göttingen habe es unter den Wissenschaftlern ein regelrechtes wissenschaftliches Netzwerk gegeben, das später für Seetzens Publikationen wichtig wurde. Allen Forschern gemeinsam sei die ganz und gar weltlich gemeinte Einstellung gewesen: „Macht euch die Erde untertan.“ Wenn der Wissbegierige aus Friesland heute nicht einen ähnlichen Rang wie Humboldt habe, liege das maßgeblich an seinem frühen gewaltsamen Tod bei einem „Abstecher“ in den Jemen und dem sorglosen Umgang mit seiner Hinterlassenschaft.
Aus dieser ist nun dank zahlreicher Leihgaben eine umfangreiche Ausstellung in mehreren Räumen des Schlosses entstanden, die bis zum 30. Dezember zu besichtigen ist. Darin finden sich neben etlichen Schriften bis hin zu Tagebüchern und arabischen Passepartouts auch Münzen, Schmetterlinge und vieles mehr. Die Eröffnungsveranstaltung wurde außerdem performativ vom darstellenden Spielkurs Q2 des Mariengymnasiums unter Leitung von Dr. Anja Beleman-Smit sowie orientalischen Klängen von Claudia Ott und ihrem Ensemble umrahmt (siehe nebenstehenden Bericht).
 
Pass des Paschas zu Damaskus für Seetzen
„Dscheriden“ der Sammlung, eine Art Kugelkopfkeule aus dem Orient

Autor: Wolfgang A. Niemann

TERMINANKÜNDIGUNG „Ehemalige persönlich“ Vortrag mit Gisela Kalow

Der Vereinsvorstand konnte unser Mitglied Gisela Kalow, Kinderbuch-Illustratorin und -Autorin, als Referentin gewinnen. Nachdem sie in der Weihnachtsausgabe 2016 unserer Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ über ihren Werdegang und ihre Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ berichtet hatte, steht sie im September 2017 für zwei Vorträge zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Jever ist eine kleine Stadt… – Bilder und Geschichten zum Zwecke des Verbundes“ findet am Mittwoch, 27. September 2017, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Am nächsten Vormittag folgt ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule.

Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen finden Sie vor den Veran- staltungen unter www.ehemalige-mgjever.de.
Der Vortrag mit Gisela Kalow ist inzwischen die 14. Veranstaltung unserer Interview- und Vortragsreihe „Ehemalige persönlich“, die zweimal jährlich regen Zuspruch findet. Sowohl für das Mariengymnasium als auch für die jeversche Öffentlichkeit bedeuten diese Veranstaltungen eine kulturelle Bereicherung wie positive Rückmeldungen immer wieder bestätigen. Alle Veranstaltungen dieser Reihe mit interessanten Persönlichkeiten und spannenden Biographien werden ohne Eintrittsgebühr und auch ohne Honorar für die Referenten durchgeführt. Unsere Referenten fühlen sich dem Verein der Ehemaligen und dem Mari- engymnasium sehr verbunden. Sie kommen gerne nach Jever kommen und lassen die interessierte Öffent- lichkeit an ihrer persönlichen Rückkehr in ihre Schulzeit am Mariengymnasium teilhaben. Dafür bedanken wir uns sehr!

Allerdings entstehen durch die Erstattung von Reise- und Beherbergungskosten im üblichen Rahmen, Bewerbung der Veranstaltungen etc. gewisse Kosten, zu deren Deckung ausschließlich Spenden herange- zogen werden.
In der Aula des Mariengymnasiums finden qualifizierte und niveauvolle Fachvorträge zu den Themenge- bieten statt, in denen sich unsere Referenten als international anerkannte Experten auszeichnen. Außer- dem erhalten die Oberstufenschülerinnen und -schüler wertvolle Einblicke in den Werdegang und das Wirken eines Experten. „Ehemalige persönlich“ deckt somit nicht nur einen Teil der Vereins- und Öffent- lichkeitsarbeit des Vereins der Ehemaligen ab, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Studien- und Berufsorientierung der aktuellen Schülerschaft.

Autor: Matthias Bollmeyer

Die Aufbruchstimmung lockte Lehrer an

JEVER/WAN Mit den Studiendirektoren Karin und Norbert Neubauer sowie Dr. Martin Lichte gehen zum Ende des Schuljahres gleich drei sogenannte Urgesteine das Mariengymnasium zu Jever in Pension. Während die Eheleute Neubauer im August 1976 hier ihren Dienst antraten, übernahm Lichte im Juni 1996 hier nach 15 Jahren in Nordenham das Amt des stellvertretenden Schulleiters.
Die Neubauers wählten die Kleinstadt bewusst, weil zu Beginn ihrer Dienstzeit die Einführung der reformierten Oberstufe am MG für eine regelrechte Aufbruchstimmung gesorgt hatte, aber auch weil hier die Verknüpfung von Beruf, Alltagsleben und die Verbindung zu den Eltern weitaus enger als in einer Großstadt war. Norbert Neubauer bedauert nur, dass sein drittes Fach, die Astronomie, einer Reform zum Opfer fiel.
Um so engagierter ging der Mathematiker und Physiker seit dem 7. Januar 1987 die Aufgaben des Oberstufenkoordinators an. Es gab immer wieder Reformen, von denen manche allerdings geräuschlos im laufenden Betrieb umgesetzt wurden. Wobei das Netzwerk von bis zu 30 Oberstufenkoordinatoren auch gegenüber „denen da oben“ manche praxisferne Anordnung ausbügelte.
Aber auch Ehefrau Karin, ebenfalls bald 65 Jahre alt, hat nicht nur Mathematik und Chemie unterrichtet, denn seit 1999 wirkte sie außerdem als Fachleiterin für Mathematik am Studienseminar Wilhelmshaven und es gibt längst etliche Absolventen von dort, die sie inzwischen als Kollegen am MG erleben durfte. Stolz ist sie im Übrigen darauf, dass es gelang, das Fach Chemie zu einem gern gewählten Fach zu machen.
Welch enorme Umbrüche alle drei in ihrer Zeit hier erlebt und erheblich mitgeprägt haben, schilderte Martin Lichte, der selbst Englisch und Erdkunde unterrichtete. Ob Computer im Unterricht, ob Inklusion – das MG war in vielem Vorreiter. Die Schule habe sich wie auch die Gesellschaft seit Mitte der 90er Jahre völlig verändert, wobei der Wandel zur Ganztagsschule noch einmal einen großen Wandel bedeutete. Unverändert geblieben ist dagegen die herausgehobene Stellung des MG im Schulschach, an der Lichte mit seiner eigenen Schach-Leidenschaft prägenden Anteil hatte.
Gemeinsam wirkten die Drei zudem im schuleigenen Bauausschuss an etliche großen Neu- und Umbauten der letzten Jahre mit. Für Hobbies blieb da oft wenig Zeit, die aber widmeten die Neubauers einem exquisiten Schatz: ihrem 1960er RollsRoyce „Silver Cloud“. Lichte dagegen bereist besonders gern Südamerika und will das nun verstärkt tun. Eines werden alle Drei aber dezidiert nicht vermissen: das Korrigieren von Klassenarbeiten. Bleibt die Charakterisierung durch Karin Neubauer festzuhalten: „Das Mariengymnasium ist eine Traditionsschule, die aber den Weg in die Moderne geschafft hat, ohne ihr Gesicht zu verlieren.“

Autor : Wolfgang A. Niemann

Entlassungsfeier – Mariengymnasium Jever verabschiedete in der Stadtkirche den Abitur-Jahrgang

FOTO: Kim Nia Nolle (v.l.), Mustafa Fakhro und Hanna Maria Paul werden aufgrund ihrer herausragenden fachlichen und gesellschaftspolitischen Leistungen für die Studienstiftung des Deutschen Volkes vorgeschlagen

JEVER/WAN Politische Appelle und Abschiede prägten an diesem Donnerstag die Entlassungsfeier für die 120 frischgebackenen Abiturienten des Mariengymnasiums zu Jever in der Stadtkirche.
„Sie haben es geschafft“ beglückwünschte Schulleiter Frank Timmermann die Ex-Schüler und würdigte zwei weitere Akteure, für die es das letzte Abitur war. Seinem Stellvertreter Dr. Martin Lichte bescheinigte er, dass er „bei Lichte betrachtet, die allgemeine Pensionsreife nach G 21“ erreicht habe. Stehende Ovationen folgten dann bei der Feststellung: Eigentlich ist ein Abi ohne Norbert Neubauer gar nicht vorstellbar.“ Der Oberstufenkoordinator geht nach 30 Jahren in den Ruhestand.
Dann erinnerte Timmermann an sein eigenes Abitur vor 40 Jahren. Damals sei es undenkbar gewesen, die Fortschritte der EU in Frage zu stellen. Am Mariengymnasium aber sei neben der fachlichen auch stets die gesellschaftspolitische Kompetenz gefördert worden. Dazu passten seine mahnenden Worte: „Oft glauben wir zu viel und hinterfragen zu wenig.“
Bürgermeister Jan Edo Albers, selbst einst MG-Abiturient, lobte dieses besondere Engagement des MG ebenfalls, während Susanne Schneider in ihrer Rede seitens des Lehrerkollegiums die Werte der EU beschwor. Sich für ein Europa der Aufklärung zu entscheiden mit Demokratie, Toleranz und Frieden müsse ein Ziel sein. Und es gab viel Beifall für ihre Aufforderung: „Nicht schweigen, lasst von Euch hören!“
Namens des Abiturjahrgangs 2017 verabschiedeten sich Felix Veitl und Niels Onken mit geschliffenen satirischen Worten. Ihre Feststellung „Wir hatten eine gute Zeit“ erntete prasselnden Beifall. Zur Zeugnisausgabe gehörten dann die Auszeichnungen für besondere Leistungen und da wurden neben etlichen anderen Mustafa Fakhro und Hanna Maria Paul für ihr vielfältiges herausragendes Engagement geehrt. Letztere hatte zudem mit der Gesamtnote 1,1 auch die beste Abiturleistung. Knapp dahinter mit 1,2 lag Kim Nia Nolle. Die Beiden wie auch Fakhro werden nun vom MG für die Studienstiftung des Deutschen Volkes vorgeschlagen.

Musik – Sommerkonzert des MG in voll besetzter Stadtkirche

JEVER/WAN Als das diesjährige Sommerkonzert des Mariengymnasiums zu Jever in der voll besetzten Stadtkirche am Sonnabend in riesigem Beifall endete, konnte Schulleiter Frank Timmermann nur noch überwältigt feststellen: „Was für ein Talentschuppen unsere Schule ist!“
Schon die Bläserklasse 5b sorgte mit dem „Trumpet Voluntary“ für einen vielversprechenden Auftakt und die Bläser der 6b standen dem mit ihrem „Beatles-Medley“ ebenso wenig nach wie die Bläser-AG mit Rock und Pop. Sämtliche Bläser übrigens unter Leitung von Frank Roloff. Ansonsten aber war Gesang Trumpf und da überzeugten die mg-voices unter Leitung von Frauke Harland hervorragend abgestimmt mit Ohrwürmern wie „I see Fire“ oder dem bewegenden „Say Something“, bei dem Paula Gerdes und Van Anh Phan Nguyen als Solistinnen beeindruckend mit ihren ausdrucksstarken Stimmen harmonierten.
Der Lehrerchor aber glänzte nicht nur als stimmstarkes Ensemble, er machte sich auch gewissermaßen verdächtig, was da kurz vor Schuljahresende für Sehnsüchte um sich greifen: Gleich dreimal besangen die Pauker den Sommer und das gipfelte in der Textzeile: „Sommer ist, was in deinem Kopf passiert.“


Doch dieses MG-Konzert war nicht nur eines der besten der letzten Jahre, es unterschied sich in einem Punkt auch wesentlich gegenüber der bisherigen Tradition. Immer wieder hatte es da herausragende weibliche Stimmen gegeben, diesmal jedoch waren es gleich zwei Sänger, die für Jubel und Zugabenrufe sorgten. Da begeisterte zunächst Piet Thiesing als Vokalist der Pop-Combo der Musikschule, als er mit souveräner männlicher Stimme den John Legend-Hit „All of me“ darbrachte.
Für den heftigsten Alarm in der selbst dafür akustisch bestens geeigneten Stadtkirche aber sorgte die Rock-AG unter Leitung von Dr. Markus Gärtner. Schon der schwer rollende Rocksong „Purple Sun“ war eine starke Eigenkomposition und wurde mehrstimmig vorgetragen. Vorm Finalgesang aller Beteiligten mit Bruno Mars‘ „Count on me“ aber erlebte das Publikum den umjubelten Höhepunkt des Abends mit dem zweiten Auftritt der Rock-AG.
Dazu ertönte mit Sänger Milo Rose bei den weiteren Eigenkompositionen „I am here“ und „Heavy Rain“ ebenso kraftvoll wie souverän eine ungeheuer talentierte Rockröhre. Dazu spielte die Band wie aus einem Guss und nur eines enttäuschte schließlich ein wenig: die vielen Rufe nach Zugaben blieben unerfüllt.
FOTO: die „mg-voices“ unter Leitung von Frauke Harland überzeugten auch in diesem Jahr mit fein abgestimmten Gesängen

Ehemalige Persönlich : Professor Dr. Dr. Hiltraud Casper-Hehne

FOTO: stv. Schulleiter Dr. Martin Lichte, Jan Edo Albers (Ehemaligenverein), Uwe Knieling (Ehemann der Professorin), Professor Dr. Dr. Hiltraud Casper-Hehne, Dr. Matthias Bollmeyer, Renate Janßen-Nienann, Peter Tolksdorf (alle Ehemaligenverein)

JEVER/WAN Das Mariengymnasium zu Jever sei eine „exzellente Schule“, an der sie optimale Grundlagen für ihren Berufsweg mitbekommen habe. So voller Lobes eröffnete Professor Dr. Dr. Hiltraud Casper-Hehne ihren Auftritt in der Aula des MG am Mittwochabend.

1976 hatte sie hier ihr Abitur gemacht und schon im Interview in der Reihe „Ehemalige persönlich“, das Dr. Matthias Bollmeyer vom Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums 2016 für die Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ mit ihr geführt hatte, lobte sie vor allem die hier erfahrene offene Sichtweise. Inzwischen ist Caspar-Hehne Vizepräsidentin der Georg-August-Universität Göttingen, die nicht zuletzt wegen ihrer Weltoffenheit unter den Top Ten der deutschen Hochschulen stehe.
Vor zahlreichen Zuhörern schaltete sie in der Aula zunächst „den Werbeblock“ ein, wie sie es selbst bezeichnete, in dem sie etliche Vorzüge der 1737 im Geiste der Aufklärung gegründeten Universität herausstrich. Die sei inzwischen zur Stiftungsuniversität umgewandelt worden, was größere Unabhängigkeit von ministeriellen Vorgaben bedeute. Mit Stolz wies sie im Übrigen darauf hin, dass ein Viertel aller Professoren Frauen sind und drei aktive Nobelpreisträger in Göttingen lehren.
Ihr zentrales Thema aber gilt – schon angeregt während ihrer MG-Jahre – der Interkulturellen Germanistik. Deshalb trug ihr Vortrag denn auch den Titel „Deutschland als Migrationsgesellschaft: Sprache als zentraler Schlüssel für Inklusion – Herausforderungen für Schule und Hochschule“. Eine Migration in unser Land gebe es seit den 50er Jahren, seit 2015 aber seien rund 1,2 Millionen Geflüchtete aus Kriegsgebieten hinzugekommen. Da sei eine Inklusion schon deshalb unerlässlich, weil über die Hälfte von ihnen unter 25 Jahre alt sei.
Es reiche jedoch nicht, diesen Menschen allgemeine Sprachkenntnisse zu vermitteln, damit sie z.B. auf dem Markt einkaufen können. Vielmehr gehe es um Sprache als Schlüssel zum Bildungserfolg und hier insbesondere Sprachenförderung seitens der Ausbildenden. Es gehe also darum, die universitäre Lehramtsausbildung so umzustellen, dass ein Fachunterricht möglich werde und die Fachlehrer die Migranten nicht wegen unzulänglicher Sprachkenntnisse in reine Sprachlernklassen abschieben.
Es gelte, Sprache und Fächer wie Mathematik, Biologie und dergleichen „zusammenzudenken“. Mit den Göttinger Aktivitäten inklusive eines Datenbankkonzepts sei Niedersachsen inzwischen Vorreiter bei dieser innovativen Lehrerausbildung. Caspar-Hene steht selbst außerdem einer „Task Force Geflüchtete“ vor, die sich mit dem Ziel der Fachsprachenförderung den derzeit rund 250 Akademikern unter den Geflüchteten an der Göttinger Universität zu widmet. Zur Förderung dieser Integration ins Studium habe man außerdem ein Ehrenamtliches „Service Learning“-Programm ins Leben gerufen. Für diese akademische Geflüchtetenhilfe gebe es bereits 500 Meldungen seitens der Studenten.
Ihre Ausführungen wiederholte die gebürtige Jeveranerin am Donnerstagvormittag vor Schülern der Oberstufe. Dazu gehörte auch noch einmal das Lob für das MG und der „Werbeblock“ für ihre Universität.

Autor : Wolfgang A. Niemann

Ehemalige persönlich: Vortrag mit Hiltraud Casper-Hehne

Der Vereinsvorstand konnte unser Mitglied Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Hiltraud Casper-Hehne, Germanistin und Vizepräsidentin für Internationales an der Georg-August-Universität Göttingen, als Referentin gewinnen. Nachdem sie in der Sommerausgabe 2016 unserer Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ über ihren Werdegang und ihre Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ berichtet hatte, steht sie im März 2017 für zwei Vorträge zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Deutschland als Migrationsgesellschaft: Sprache als zentraler Schlüssel für Inklusion – Herausforderungen für Schule und Hochschule“ findet am Mittwoch, 1. März 2017, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Am nächsten Vormittag folgt ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule.

Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen finden Sie vor den Veranstaltungen unter www.ehemalige-mgjever.de.

Hiltraud Casper-Hehne studierte nach dem Abitur Germanistik, Geschichte und Anglistik für das gymnasiale Lehramt an der Technischen Universität Braunschweig und wurde 1986 mit einer Arbeit über die Sprache der bündischen Jugend und die deutsche Jugendbewegung in der Weimarer Republik promoviert. Darin klärte sie auf, wie die Jugendlichen vom Nationalsozialismus infiltriert waren und problemlos gleichgeschaltet werden konnten.

Bereits als Doktorandin arbeitete sie am Institut für Bauwirtschaft der Technischen Universität Braunschweig und kam über dort bearbeitete Bauprojekte für China in Kontakt mit der chinesischen Sprache, Kultur und Gesellschaft. Während der Zeit der ersten politischen Öffnung Chinas in den Jahren von 1986 bis 1988 arbeitete Hiltraud Casper-Hehne als Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Shanghai und war an der Ausbildung von Dolmetschern beteiligt. In dieser Zeit erlebte sie vor der Wende in der DDR in Shanghai auch ganz selbstverständlich das gemeinsame Leben von west- und ostdeutschen Studenten.

Mit dem Blick aus China auf die eigene Heimat entwickelte sich ihr Interesse an Fragen der Interkulturalität stetig weiter. Als Leiterin der Abteilung Deutsch als Fremdsprache in Braunschweig wurde Hiltraud Casper-Hehne mit einer Arbeit über interkulturelle deutsch-amerikanische Kommunikation habilitiert und anschließend im Jahr 2004 als Professorin an die Georg-August-Universität Göttingen berufen. Dort gründete sie mit fünf Mitarbeitern die Abteilung für Interkulturelle Germanistik.

Hiltraud Casper-Hehne hat in ihrer Abteilung einen deutsch-chinesischen Doppelstudiengang geschaffen und beschäftigt sich dort besonders mit Fragen der Interkulturalität in Bezug auf Deutsch als Fremdsprache, Interkulturelle Kompetenz und internationale Schreibkompetenz. In diesem Zusammenhang ist sie auch an Konzepten für Sprachförderung und Inklusion im Rahmen der Lehrerausbildung beteiligt.

Im Jahr 2009 wurde sie zur Vizepräsidentin für Internationales der Georg-August-Universität Göttingen gewählt. 2010 erhielt sie für Ihre Verdienste die Ehrendoktorwürde der Beijing Foreign Studies University und gehört seit 2014 dem Sachverständigenrat zur Entwicklung einer Chinastrategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an. Kürzlich war sie als Expertin zudem Mitglied in einer Delegation für eine China-Reise der niedersächsischen Landesregierung.

Autor: Dr. Matthias Bollmeyer